Die Geschwister-Scholl-Realschule ehrt
Sophie Scholl zum 100. Geburtstag

Am 9. Mai 1921 wurde in Forchtenberg Sophie Scholl geboren.
Sie und ihr Bruder Hans sind Namensgeber unserer Schule.

Aber warum heißt unsere Schule so?

1980 wurde die damalige Realschule Winnenden aufgeteilt in zwei Realschulen. Die eine wurde nach der Partnerstadt Albertville in Frankreich benannt, die andere sollte den Namen einer berühmten Persönlichkeit tragen.
Schulleitung, Lehrer, Eltern, Bürgermeister und Gemeinderat sammelten Ideen.
Durchgesetzt hat sich aber der Vorschlag der SMV, also der Schülerinnen und Schüler. Sie wollten, dass ihre Schule Geschwister-Scholl-Realschule heißt.

Aber warum? Damals waren viele junge Menschen begeistert vom Thema Zivilcourage. Mut zu haben, sich für eine Sache einzusetzen, auch auf die Gefahr hin, dass man dafür Nachteile in Kauf nehmen musste. Das war in den 70er- und 80er-Jahren ein großes Thema.

Die Geschwister Scholl waren für die Schüler ein Vorbild, auch wenn wahrscheinlich damals kaum jemand bereit gewesen wäre, ihnen mit aller Konsequenz nachzufolgen.

Die Schwester von Sophie Scholl, Inge Aichinger-Scholl, besuchte zu dieser Zeit viele Schulen und erzählte von ihren Geschwistern.

Aber was haben Hans und Sophie Scholl mit uns heute zu tun?

Ganz einfach: Auch heute gibt es viel zu viele feige und viel zu wenige mutige Menschen.

Warum schauen wir weg, wenn Mitschüler geärgert werden, wenn andere ausgegrenzt werden, wenn ihnen das Leben zur Hölle gemacht wird? Warum sagen wir nichts gegen Ungerechtigkeiten in Deutschland und der Welt?

Auch wenn keiner von uns heute für seine Meinung sterben muss, so zeigt uns ihr Beispiel doch, wie wichtig es ist, für seine Überzeugung einzutreten.

Leider gibt es heute auch Menschen, die den Namen von Sophie Scholl missbrauchen.

Vor einigen Monaten hat eine Querdenkerin auf einer Demo gesagt, sie fühle sich wie Sophie Scholl.

Rechte Parteien machen mit Hans und Sophie Scholl Werbung.

Da vergleichen sich Menschen, die sich auf die Meinungsfreiheit im heutigen Deutschland verlassen können, mit Leuten, die für ihre Überzeugung in den Tod gegangen sind.

Einige eurer MitschülerInnen haben Briefe an Sophie Scholl geschrieben, in denen sie auf die damalige und auf die heutige Zeit eingehen. Die Briefe wurden im Rahmen eines bundesweiten Wettbewerbs geschrieben. Sie zeigen, wie ihr Schicksal noch heute junge Menschen beschäftigt.

Es würde uns freuen, wenn möglichst viele diese Zeilen lesen würden.

D. Pethö, Geschichtslehrer


Liebe Sophie Scholl,

ich kann dich nicht fragen, wie es dir geht und was du heute so machst, aber ich würde dir trotzdem gerne diesen Brief schreiben, da die Menschen, vor allem die Jugendlichen deine Stärke und deinen Mut bewundern. Mit nicht mal 21 Jahren hattest du den Mut, dich einer mächtigen Regierung gegenüber zu stellen. Ich sehe dich auch wie ein Idol. Wenn ich allein schon vor der Klasse stehe und etwas präsentieren muss, fange ich an zu zittern, daher frag ich mich, wie du es geschafft hast, dich gegen so viele Menschen zu stellen. Auch heute hast du mit deiner Tat Großes bewirkt. Wir haben heute das Glück, dass es keinen Krieg mehr gibt und wir nicht mehr unter solchen Bedingungen Leben müssen. Daher bin ich dir auch sehr dankbar, da es das Deutschland, welches ich kenne, so nicht geben würde. Selbst unsere Schule wurde nach dir benannt, weil du Großes geleistet hast. Mich würde auch gerne interessieren, wie du dich gefühlt hast und wie es dir so ging. Das war mein Brief an dich und ich wollte einfach mal Danke sagen. Wir werden dich und den Rest der Widerstandskämpfer niemals vergessen.

Liebe Grüße Nergiz


Liebe Sophie,

es mag etwas komisch sein, dass ich dir schreibe, ich meine du kennst mich ja nicht einmal. Also stelle ich mich zuerst einmal vor. Mein Name ist Trinity, ich bin 14 Jahre alt und gehe in die 9. Klasse einer Realschule, meine Hobbys sind Reiten und mich mit Freunden treffen. Ich schreibe dir, um dir zuerst einmal zu sagen, wie sehr ich dich und die anderen bewundere. Ich finde es unglaublich, wie ihr euch für die Freiheit eingesetzt habt, trotz der ganzen Risiken. Dazu gehört sehr viel Mut. Ich wünschte, es würde mehr so Leute wie euch geben. Wie hast du dich damals gefühlt, als ihr die Flugblätter verteilt habt? Hattet ihr keine Angst? Bei uns ist durch das Coronavirus sehr Vieles anders geworden. Man denkt über Dinge nach, über die man sich früher nie Gedanken gemacht hat. Zum Beispiel über die Selbstverständlichkeit von bestimmten Dingen. Dass man jede Woche aufs Neue zur Schule gehen kann, dass man dort seine Freunde trifft und vielleicht nach der Schule noch kurz in die Stadt geht, um sich dort etwas zu kaufen. Das ist eigentlich etwas ganz Normales, doch durch Corona wurde mir klar, wie schnell es gehen kann und man auf einmal aufpassen muss, dass man sich nicht zu nahekommt, sich nur mit einer weiteren Person trifft und man seine Maske dabeihat. Vor einem Jahr dachten wir alle, es wäre bald wieder vorbei. Wir Kinder freuten uns, dass die Schule ausfiel, da wegen des neuen Virus die Schulen geschlossen wurden. Mittlerweile warten wir alle darauf, dass die Schulen wieder aufmachen und man sich endlich wieder normal mit Freunden treffen kann, ohne darauf achten zu müssen, ob der Abstand eingehalten wird oder wie spät es ist, da um 21:00 Uhr eben Ausgangssperre ist. Und wenn man sich nicht so gut fühlt, will man sich einfach ins Bett legen und warten, bis es besser wird und nicht direkt Paranoia schieben, ob man nicht doch vielleicht das Coronavirus bekommen hat. Wenn man hört, wie viele Menschen um einen herum sich anstecken, im Krankenhaus landen, oder vielleicht sogar sterben, bekommt man Angst. Ich weiß nicht, ob es allen so geht, aber mir geht es auf jeden Fall so. Ich stehe jeden Morgen auf und es ist alles gleich. Mittlerweile macht es nicht einmal mehr einen Unterschied, ob es Wochenende ist oder nicht. Jeder Tag ist wie der andere, meine Großeltern habe ich seit Monaten nicht mehr gesehen. In so schweren Zeiten können wir vermutlich alle etwas von deinem Mut gebrauchen. Allein diesen riesigen Mut, den du damals bis zu deinem Tod bewiesen hast, finde ich unglaublich. Du bist ein großes Vorbild für uns alle. Ich hätte dich und deine Freunde so gerne kennen gelernt und mich mit euch unterhalten über alles, was ihr damals erlebt habt. Danke für alles und vor allem danke, dass ich dich mehr oder weniger „kennen lernen“ durfte, wenn auch nicht persönlich.

Deine Trinity


So ein herrlicher Tag, und ich soll gehen. Aber was liegt an unserem Leben, wenn wir es damit schaffen, Tausende von Menschen aufzurütteln und wachzurütteln. (Am Tag ihrer Hinrichtung)

Sophie Scholl

Liebe Sophie Scholl,

ich wollte dir schon immer mal sagen, dass du und dein Bruder Hans Großes gegen die Nationalsozialisten geleistet hast. Es war echt mutig von euch, die Flugblätter zu verteilen und zu reden, als keiner sich traute. Du sagtest auch einmal: „Was wir sagten und schrieben, denken ja so viele. Nur wagen sie nicht, es auszusprechen.“

Was ich mich aber schon immer gefragt habe: Du hast täglich dein Leben riskiert, um gegen die Nationalsozialisten vorzugehen und anderen Menschen zu helfen. Bereust du diese Entscheidung?

Du könntest ein normales Leben haben, heiraten und Kinder kriegen, dennoch hast du dich für die Weiße Rose entschieden.

Deine Taten haben auf jeden Fall etwas gebracht. Denn heute herrscht Meinungsfreiheit und Glaubensfreiheit in einem toleranten Deutschland mit jetzt nur wenigen, vereinzelten Nationalsozialisten und es wurden sogar Schulen nach dir und deinem Bruder benannt, z.B. die Geschwister-Scholl- Realschule.

Du dienst heute noch einigen Menschen als Vorbild, weil du dich getraut hast und offen deine Meinung gesagt hast, obwohl sehr viele anderer Meinung waren, obwohl du wusstest, dass dies deinen Tod bedeuten könnte, hast du immer weiter gemacht.

Danke für deine Taten!

Ein Schüler der Klasse 9


Liebe Sophie,

ich schreibe dir diesen Brief zu deinem 100. Geburtstag, weil ich dir unbedingt sagen will, dass du ein Riesenvorbild für mich und viele andere bist. Ich bewundere dich sehr, zugleich habe ich einen großen Respekt davor, wie mutig und selbstsicher du warst. Du hast dich gewehrt, obwohl du dir die Konsequenzen für dein Handeln denken konntest. So eine Tat ist heldenhaft, tapfer und selbstlos. Heutzutage gibt es auch sehr viele Situationen, wo wir dich eigentlich bräuchten. Du weißt doch bestimmt noch von der Vergangenheit, als die Menschheit durch viele Epidemien gehen musste wie zum Beispiel die Pest 1347 oder Cholera 1911, Europäische Schlafkrankheit im Jahr 1912-27 usw. Durch so etwas müssen wir leider auch durch. Die Krankheit nennt sich Corona und verbreitet sich mit Virusinfektion. Als Corona anfing, war ich gerade mal 14 und bin in der Zwischenzeit 15, werde im Sommer dieses Jahres 16 und das mit Corona hat noch kein Ende. Jedoch ist dies eher nebensächlich, diese Geschichte wäre zu lang, um es dir in einem Brief zu erklären und ich will dich bestimmt nicht langweilen. Naja, aber das, worüber ich gern mit dir reden würde, ist nicht die Krankheit selber, sondern was drumherum passiert. Die Krankheit verursacht komplett andere Lebensumstände, mit denen wir bisher noch nicht konfrontiert wurden. Ich meine die Regierung und ihre Entscheidungen, um die Infektionsrate zu senken. Viele Leute verlieren ihre Arbeitsstellen oder ihr Geschäft im Einzelhandel, weil sie keinen Umsatz mehr machen konnten. Denn die Läden mussten schließen, wegen der zu hohen Ansteckungsgefahr. Grundrechte wurden eingegrenzt. Wir haben eine Ausgangssperre. Man muss ein Bußgeld bezahlen, wenn man sich zu dritt anstatt zu zweit trifft. Jedoch muss man eins lassen, Vieles, was die Regierung bestimmt, macht auch Sinn, auch wenn es für uns eher lästig oder bedrückend ist. Viele haben damit ein Problem, da sie alleine in einer Wohnung wohnen, dass sie durch die Beschränkung unseres Lebens vereinsamen oder auch Depressionen bekommen. Aber das betrifft nicht nur sie, sondern auch unzählige andere, die vielleicht mit der Familie wohnen. Da würdest du vielleicht vielen helfen, ihnen Mut zu machen. Oder du würdest etwas planen, was uns trotz aller Umstände als eine Gemeinschaft fühlen lassen würde, mit anderen Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen. Vielleicht weißt du das nicht, aber mit deiner Tat gegen Hitler sehen die Menschen zu dir hoch, denn dafür hätten viele den Mut nicht gehabt. Selbst ich frage mich oft, ob ich es geschafft hätte, trotz allem, was er den Menschen angetan hat, diesen entscheidenden Schritt, den wir gebraucht hätten, zu machen. Dies verlangt einem bestimmt sehr viel ab. Ich frage mich, wie du dich in dem Moment gefühlt haben musst, als du die Weiße Rose gegründet hast mit deinem Bruder und anderen Studenten an deiner Hochschule. Oder als du anfingst, bei Nacht gegen die Nationalsozialisten Flugblätter zu drucken und tagsüber zu studieren, als ob nichts gewesen wäre und trotz Schlafmangel dein Bestes gegeben hast. Das ist einfach bewundernswert und dafür hast du auch meinen vollen Respekt, weil ich selbst hätte es wahrscheinlich nicht so gut hinbekommen, alles unter einen Hut zu bekommen wie du. Deine Tat hat buchstäblich die Welt verändert. Und auch heute sind wir dir unendlich dankbar, denn ohne dich wären wir kein freies und demokratisches Land, hätten nicht die EU gegründet mit vielen unterschiedlichen Ländern und Kulturen, hätten nicht so viele Grundrechte. Und mir tut es auch so unglaublich leid, dass du für diese Sache dein Leben geben musstest mit deinem Bruder und vielen anderen. Wir werden jedoch deinen Namen mit Ehre in unseren Herzen tragen und dich nie vergessen. Ach, und falls du dich fragst, wer ich bin. Ich gehe auf die Realschule in Winnenden, die zufällig nicht als einzige euren Nachnamen trägt. Sie heißt “Geschwister Scholl-Realschule“. Dort gehe ich in die 9. Klasse.

Liebe Grüße

Allegra


Liebe Sophie Scholl,

Ich beneide deinen Mut und deine Entschlossenheit. Ich hätte mich so etwas wie du, glaube ich, nie getraut und außerdem hätte ich zu viel Angst gehabt, mich einer Widerstandsgruppe anzuschließen. Hattest du denn keine Angst vor dem Tod? Wenn man sich so einer Gruppe angeschlossen hatte, wusste man doch, dass man sein Leben aufs Spiel setzt, oder nicht? Bei uns heute sieht es nicht mehr so schlimm aus, wie bei dir früher. Und ich glaube, das haben wir ein bisschen dir zu verdanken, denn ohne dich wäre unsere Nation bestimmt nicht so, wie sie jetzt ist. Insgesamt hat sich einiges verändert. Ich erzähl dir mal ein bisschen darüber: Wir Frauen haben mehr Rechte als früher, dürfen arbeiten gehen, müssen nicht mehr nur den Haushalt machen. Wir Mädchen gehen in die Schule, genauso wie die Jungs. Aber leider geht bei uns gerade ein Virus herum. Es heißt Corona. Dadurch ist es zurzeit ziemlich schwierig, denn die Schulen haben alle zu und wir müssen Homeschooling machen. Ich glaub, das sagt dir nichts, aber durch dieses Virus kann man seine Freunde nicht treffen und sonst hat sich so einiges geändert, wie z.B. einige Läden mussten zu machen und so weiter. So sieht es jetzt bei uns aus. Es wäre bestimmt interessant, dies dir alles persönlich zu sagen, aber das geht ja leider nicht, deswegen sage ich es dir so. Du bist ein Vorbild für mich, denn ich finde es toll, wie viel Mut und Entschlossenheit du hattest und würde mir wünschen, dass ich auch so mutig und toll wäre wie du. Aber ich habe mir vorgenommen, mutiger zu werden und auch mal meine eigene Meinung zu vertreten. Die Schule, auf die ich gehe, wurde übriges nach dir und deinem Bruder benannt, Geschwister-Scholl-Realschule Winnenden. Ich bin stolz und froh, auf dieser Schule zu sein, denn sie wurde ja nicht umsonst nach dir und deinem Bruder benannt. Ich hör jetzt dann mal auf, sonst würde ich hier noch 5 Seiten schreiben. Aber ich habe glaub alle Fragen gestellt und das Wichtigste gesagt. Alles Gute zu deinem Geburtstag und ruhe in Frieden.

Deine Celine


Liebe Sophie Scholl,

ich bin Rodin, ich bin 14 Jahre alt und gehe in die Geschwister-Scholl-Realschule in Winnenden und bin in der neunten Klasse. Ich habe von dir schon sehr viel Schönes gehört und gelesen. Es ist einfach unfassbar, was für ein tolles Mädchen du bist, du bist eine wahre Kämpferin, eine Heldin. Du giltst heute als Widerstandsikone gegen das NS-Regime und als das berühmteste Mitglied der Weißen Rose. Du bist ein sehr schönes Vorbild vor allem für die Jugend. Du hast dein eigenes Leben für das Leben der anderen riskiert, du bist eine wahre Heldin. Du hast in deiner Heimat München nach Frieden gesucht, du hast Flugblätter verteilt, du hast an die Wände geschrieben, du halfst den Opfern und du hast versucht, Verbündete zu finden. Jetzt gerade sind wir im Jahr 2021. In Deutschland herrscht Freiheit. Wir haben Meinungsfreiheit, Glaubensfreiheit und wir haben das Recht auf Leben. Leider können wir uns nicht mehr bei dir und weiteren Widerstandsgruppen bedanken, dass ihr nie aufgegeben und immer weitergekämpft habt und euer eigenes Leben riskiert habt. Ihr habt es verdient, dass man euch nicht vergisst und Schulen etc. nach euren Namen nennt. Wir können uns sehr glücklich schätzen, dass wir heute in einem Land ohne Krieg leben und dass es uns so gut geht, während ihr so ein schwieriges Leben hattet in der Vergangenheit. Heute wird fast niemand mehr wegen seiner Rasse, Hautfarbe oder Herkunft oder auch für seine Meinung bestraft. Niemand wird mehr getötet, wenn er Flugblätter verteilt, die gegen die Regierung sprechen. Und das ist ein Gefühl, das jeder erleben soll, jeder soll seine eigene Meinung sagen dürfen, jeder soll ein friedliches Leben ohne Krieg haben. Jeder hat dieses Gefühl verdient. Auch du Sophie, du hättest auch eine schöne und friedliche Zukunft haben können mit deiner Familie. Aber nein, du hast darauf verzichtet, weil du nicht nur an dich selbst gedacht hast, sondern auch auf dein Umfeld, deine Mitmenschen, an jeden. Weil du so selbstlos warst und dein eigenes Leben hintenangestellt hast. Weil du schlau und emanzipiert warst und das Unrecht gesehen hast. Ich frage mich echt, wie ich damals reagiert oder gehandelt hätte, wenn ich in deiner Situation gewesen wäre. Ich glaube nicht, dass ich so mutig, kämpferisch und selbstlos sein könnte wie du. Du hast dich der Weißen Rose angeschlossen, als erstes weibliches Mitglied, in dem klaren Bewusstsein, dass das jeden Moment dein Todesurteil bedeuten könnte. Das ist Mut! Und das Einzige, was ich und wir alle sagen können ist Dankeschön, danke dass du nicht still warst und gekämpft hast für Freiheit und Recht. Ich wünschte, du würdest noch leben und die Zeit mitbekommen, wie sich das Land verändert hat. Vielleicht haben wir dank deiner Hilfe das Deutschland bekommen, in dem ich heute Leben darf. Sophie, du bist ein sehr starkes und wunderbares Mädchen, du bis die Hoffnung und Mut für viele Mädchen und die Jugend, du bist ein sehr schönes Vorbild. Ich hoffe, dass das, was du erlebt hast, nicht nochmal vorkommt.

Viele Grüße

Rodin


Wenn ich auch nicht viel von Politik verstehe und auch nicht den Ehrgeiz habe, es zu tun, so habe ich doch ein bisschen ein Gefühl, was Recht und Unrecht ist. Denn dies hat ja mit Politik und Nationalität nichts zu tun. (In einem Brief an ihren Verlobten Fritz Hartnagel)

Sophie Scholl

Hallo Frau Sophie Scholl,

in diesem Brief möchte ich Ihnen ein paar Sachen erzählen und Ihnen die eine oder andere Frage stellen.

Zuerst würde ich Ihnen gerne sagen, dass ich Sie respektiere wegen dem, was sie gegen den NS-Staat machen. Ich bin sehr stolz auf Sie, denn das, was sie leisten und machen, ist einfach wunderbar. Ich bin Ihnen sehr dankbar dafür. Sie haben absolut damit Recht, dass Deutschland keine Diktatur sein soll.

Ich würde sehr gerne wissen, wie sie dazu gekommen sind, Widerstand gegen den Staat zu leisten und vor allem wie sie in so einer Kürze bereits so viele Mitglieder in der Weißen Rose sein können. Und auch warum sie damit angefangen haben, also was der Anlass dazu war.

Die heutige Zeit ist besser als damals. Es gibt keine Diktatur mehr, aber sehr viele Menschen finden den Lockdown unnötig und schlecht, deshalb protestieren manche dagegen. Viele Menschen halten sich auch nicht mehr an die Verordnungen aufgrund von COVID-19. Wegen den momentanen Verordnungen ist ein Teil des deutschen Volkes gegen die Bundeskanzlerin Angela Merkel, unter anderem auch gegen die Politiker. Wenige Menschen bezeichnen die momentanen Umstände als Verletzung des Rechts auf das eigene Leben. Dies bedeutet für sie, dass Deutschland eine Diktatur sei, aber das stimmt zum Glück nicht. Deswegen ist die momentane Lage nicht wirklich gut.

Ich finde, man könnte sie, Frau Scholl, heute noch als Vorbild nehmen, damit es keine Diktatur mehr gibt. Aber die heutige Zeit kann man und darf man nicht mit der damaligen Zeit vergleichen, damals war es viel schlimmer als heute.

Christian


Man muss etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben. Dazu brauchen wir einen harten Geist und ein weiches Herz. Wir haben alle unsere Maßstäbe in uns selbst, nur suchen wir sie zu wenig.

Sophie Scholl

Liebe Sophie,

ich stelle mir vor, wie du diesen Brief öffnest, ihn liest und mir vielleicht eine Antwort schickst, so fühlt sich das schöner an, als ins Nichts zu schreiben. 

Als würde da jemand mit einem offenen Ohr am anderen Ende warten. 

Ich bin 16 und es heißt, jungen Menschen stände die Welt offen, aber tut sie das?

Stand dir die Welt offen, als du 16 warst?

Du hast gelebt, als die Welt auf eine Krise zusteuerte und auch ich lebe mit bangem Blick auf die Zukunft. Vielleicht denkst du jetzt, es geht um andere Dinge, als bei dir damals, aber die traurige Wahrheit ist, dass ich, dass wir das gleiche Problem haben. 

In unsicheren Zeiten scheinen die Menschen immer auf die zu hören, die am lautesten schreien können, die es sich einfach machen:

Die Regierung ist schuld, der Jude – ja, immer noch, leider -, Bill Gates (ein ziemlicher reicher Mann – Reiche sind auch immer schuld).  Die Lösungen sind einfach und weil sich jeder wünscht, dass es einfach ist, glaubt man ihnen, weil das auch einfacher ist. 

Dabei sollten wir es doch besser machen. Alle Deutschen sollten doch die Verantwortung sehen, die uns mit unserer Geschichte zukommt, damit wir nicht die gleichen Fehler machen wie unsere Großeltern. 

Und das Schlimmste, den Meisten scheint es egal zu sein. Egal, dass Antisemitismus kein Geschichtsbuchthema ist, dass bei Demonstrationen sich Menschen zu Hitler bekennen und dass viele das Vertrauen in die Regierung verlieren. 

Wieder ist die große Masse stumm, sagt nichts, tut nichts, lassen diese Menschen einfach weiter unsere Demokratie untergraben.

Meine Schule ist nach euch benannt. Nach dir und deinem Bruder. An unserer Wand steht ein Zitat: „Man muß etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben.“              Und ich frage mich wie. Was soll ich tun?      Es gibt so viele schlimme Dinge auf der Welt, die täglich passieren, und ich lese es in der Zeitung, sehe die Bilder, höre die Berichte im Radio. Ich fühle mich ohnmächtig. Egal wo ich ansetze, etwas zu verändern, einen kleinen Beitrag zu leisten. Es wird nie genug sein. Wird es überhaupt irgendwas ändern? Wie hast du das geschafft? An das zu glauben was du tust, zu glauben, dass es etwas verändert? Und wie hast du den Mut gefunden, es zu tun? 

Und was tue ich, was ändere ich? Es fühlt sich nach nichts an. 

Du hast alles eingesetzt, alles was du hattest. Deine Zukunft, dein Leben. Ich schaffe es nicht einmal den Mund aufzumachen, wenn jemand über andere lästert. 

Ich bin so unglaublich schwach, weil ich Angst habe, die nächste zu sein über die gelästert wird. 

Du musstest davor Angst haben, dass dich die Nazis töten, ich komme mir im Vergleich dazu ziemlich lächerlich vor. 

Ich ärgere mich mit meinen Alltagsproblemen herum und vergesse dabei, was alles getan werden müsste. Was ich tun müsste. 

Ich schreibe das hier grade an dich, weil ich denke, du bist in Sachen Zivilcourage ein ziemlich großes Vorbild, aber mir ist auch bewusst geworden: Es bringst nichts, einen Menschen für das zu bestaunen, was er getan hat, wenn man selbst nichts tut. 

Man kann ein Vorbild noch so bewundern, doch das ändert nichts im eigenen Leben oder in der Welt, dafür muss man selbst aktiv werden. 

Ich weiß, dass du diesen Brief nicht liest, aber während ich diesen Brief geschrieben habe, ist mir bewusst geworden, darauf kommt es gar nicht mehr an. Du kannst mir meinen Fragen nicht beantworten, du bist tot und das schon eine ganze Weile, doch vielleicht musst du das auch gar nicht, denn irgendwie ist dieser Brief plötzlich zu einem Spiegel geworden, der mich selbst zeigt. Meine Zweifel, meine Ängste, meine Sorgen. Dinge, von denen ich nichts wusste, als ich mit Liebe Sophie angefangen habe. Und vielleicht ist das alles wichtig, um meine Antwort auf die Frage zu finden, was ich jetzt tun muss, um keine Schuld zu haben.

Danke, dass du mir bewusst gemacht hast, dass ich meinen eigenen Weg gehen muss.

Deine Malina


Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte. Ich bereue deshalb meine Handlungsweise nicht und will die Folgen, die mir aus meiner Handlungsweise erwachsen, auf mich nehmen.

Sophie Scholl

Das Leben von Sophie Scholl

Sophie wurde am 9. Mai 1921 in Forchtenberg geboren. Sie wuchs in Ludwigsburg und Ulm auf.

Nachdem Adolf Hitler 1933 Kanzler wurde, veränderte sich das Leben in Deutschland. Politische Gegner wurden in Konzentrationslager gesperrt. Juden wurden schikaniert. Das Parlament, der Reichstag, wurde ausgeschaltet.

Am Anfang fanden Sophie und Hans die Ideen der Nazis gut.

In Ulm traten sie sogar freiwillig der Hitlerjugend und dem Bund Deutscher Mädel bei, den Jugendorganisationen der Nazis.

Schnell übernahmen Sophie und Hans Führungsaufgaben und betreuten Gruppen. Sophie war gern draußen in der Natur. Mit den Gruppen unternahmen sie Ausflüge und machten Zeltlager. Sie taten, was Kindern und Jugendlichen Spaß macht, und verstanden zuerst nicht, dass ihnen dabei das Denken der Nazis eingetrichtert werden sollte.

Ihre Eltern waren davon gar nicht begeistert. Sie waren überzeugte Christen und fanden die Weltanschauung der Nazis unmenschlich. Ihr Vater kam sogar kurze Zeit in Gefängnis, weil er die Nazis kritisierte.

1938 musste Sophie sogar ihren Rang als Gruppenführerin abgeben.

Nach und nach keimten Zweifel in ihr. Sie bekam mit, wie die Juden immer mehr ausgegrenzt wurden, nicht mehr arbeiten durften, verfolgt wurden. Schließlich traten Sophie und Hans Scholl Ende der 1930er Jahre aus dem Bund Deutscher Mädel und der Hitlerjugend aus.

Sophie begann danach eine Ausbildung als Kindergärtnerin, bis sie im Mai 1940 zwangsweise zum Kriegshilfsdienst einberufen wurde. Diese Arbeit war für junge Erwachsene im Nationalsozialismus Pflicht.

Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges musste Sophie zum Reichsarbeitsdienst. Jetzt wurde sie zu einer Gegnerin des Nationalsozialismus. Sophies Bruder Hans studierte seit 1942 in München Medizin. Er gründete mit seinem Freund Alexander Schmorell die Weiße Rose, eine Widerstandsgruppe gegen die Nationalsozialisten.

Von nun an studierten die Mitglieder tagsüber und stellten in den Nächten heimlich Flugblätter her. Die ersten vier Flugblätter verfassten und verteilten Hans und Alexander allein und schickten viele Exemplare an mögliche Unterstützer. Sie forderten darin die Deutschen zum Widerstand gegen Hitler und den Krieg auf.

Auch Sophie zog nach München, um Biologie und Philosophie zu studieren. Mit der Schreibmaschine schrieben sie Flugblätter, vervielfältigten sie mit einer ganz einfachen kleinen mechanischen Druckmaschine. Sie verteilten die Flugblätter überall, wo viele Leute hinkamen, zum Beispiel in Telefonzellen.

„Im Namen der deutschen Jugend fordern wir vom Staat Adolf Hitlers die persönliche Freiheit zurück“, stand dort geschrieben. Die Geschwister Scholl und die anderen Mitglieder der „Weißen Rose“ brachten sich damit in höchste Gefahr. Denn, wer die Nazis öffentlich kritisierte, wurde verhaftet oder sogar getötet.

Lange Zeit kommt ihnen niemand auf die Spur. Als Sophie und Hans am Montag, den 18. Februar 1943 wieder Flugblätter verteilten, wirft Sophie in Eile einen Stapel mit Flugblättern das Treppenhaus der Universität herunter.

Der Hausmeister erwischt sie und meldet sie der Geheimen Staatspolizei.

Sie werden verhört und nehmen bald alle Schuld auf sich. Vergeblich versuchen sie, ihre Freunde zu schützen. Schon am Freitag, den 22. Februar 1943 werden sie zum Tode verurteilt und hingerichtet. In den folgenden Wochen und Monaten werden immer mehr Mitglieder der „Weißen Rose“ entdeckt, verurteilt und hingerichtet. Hitler und die Nationalsozialisten werden nicht durch den von Hans und Sophie erhofften Widerstand der Deutschen gestürzt. Das Ende der Nazis kommt durch den Einmarsch der alliierten Armeen der USA, der Sowjetunion und Großbritanniens. Adolf Hitler begeht am 30. April 1945 in Berlin im Führerbunker Selbstmord. Am 8. Mai 1945 unterzeichnet die Führung der Deutschen Wehrmacht die bedingungslose Kapitulation.

Das fünfte Flugblatt der Weißen Rose zeigt sehr gut, wie ihre Mitglieder über Hitler, die Nationalsozialisten und den Krieg dachten. Es wird auch deutlich, wie sie sich ein zukünftiges Deutschland vorstellten.

Mehrere tausend Exemplare wurden im Januar 1943 in ganz Deutschland auch mit Hilfe von Sophie Scholl verteilt.

Aufruf an alle Deutsche!

Der Krieg geht seinem sicheren Ende entgegen.

Wie im Jahre 1918 versucht die deutsche Regierung, alle Aufmerksamkeit auf die wachsende U-Bootgefahr zu lenken, während im Osten die Armeen unaufhörlich zurückströmen, im Westen die Invasion erwartet wird.

Die Rüstung Amerikas hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht, aber heute schon übertrifft sie alles in der Geschichte seither Dagewesene.

Mit mathematischer Sicherheit führt Hitler das deutsche Volk in den Abgrund. Hitler kann den Krieg nicht gewinnen, nur noch verlängern! 

Seine und seiner Helfer Schuld hat jedes Maß unendlich überschritten. Die gerechte Strafe rückt näher und näher!

Was aber tut das deutsche Volk? Es sieht nicht und es hört nicht. Blindlings folgt es seinen Verführern ins Verderben. Sieg um jeden Preis, haben sie auf ihre Fahne geschrieben. Ich kämpfe bis zum letzten Mann, sagt Hitler – indes ist der Krieg bereits verloren.

Deutsche! Wollt Ihr und Eure Kinder dasselbe Schicksal erleiden, das den Juden widerfahren ist? Wollt Ihr mit dem gleichen Maße gemessen werden, wie Eure Verführer? Sollen wir auf ewig das von aller Welt gehaßte und ausgestoßene Volk sein? Nein! Darum trennt Euch von dem nationalsozialistischen Untermenschentum! Beweist durch die Tat, daß Ihr anders denkt! Ein neuer Befreiungskrieg bricht an. Der bessere Teil des Volkes kämpft auf unserer Seite. ­Zerreißt den Mantel, der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt! Entscheidet Euch, eh’ es zu spät ist!

Glaubt nicht der nationalsozialistischen Propaganda.

Glaubt nicht, daß Deutschlands Heil mit dem Sieg des Nationalsozialismus auf Gedeih und Verderben verbunden sei!

Ein Verbrechertum kann keinen deutschen Sieg erringen.

Trennt Euch recht­zeitig von allem, was mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt! Nachher wird ein schreckliches, aber gerechtes Gericht kommen über die, so sich feig und unentschlossen verborgen hielten.

Was lehrt uns der Ausgang dieses Krieges, der nie ein nationaler war?

Der imperialistische Machtgedanke muß, von welcher Seite er auch kommen möge, für alle Zeit un­schäd­lich gemacht werden. Ein einseitiger preußischer Militarismus darf nie mehr zur Macht gelangen. Nur in großzügiger Zusammenarbeit der europäischen Völker kann der Boden geschaffen werden, auf welchem ein neuer Aufbau möglich sein wird. Jede zentralistische Gewalt, wie sie der preußische Staat in Deutschland und Europa auszuüben versucht hat, muß im Keime erstickt werden. Das kommende Deutschland kann nur föderalistisch sein. Nur eine gesunde föderalistische Staatenordnung vermag heute noch das ge­schwächte Europa mit neuem Leben zu erfüllen. Die Arbeiterschaft muß durch einen vernünftigen Sozialismus aus ihrem Zustand niedrigster Sklaverei befreit werden. Das Truggebilde der autarken Wirtschaft muß in Europa verschwinden. Jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter der Welt!

Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa.

Unterstützt die Widerstandsbewegung, verbreitet die Flugblätter!


Es war unsere Überzeugung, dass der Krieg für Deutschland verloren ist, und dass jedes Menschenleben, das für diesen verlorenen Krieg geopfert wird, umsonst ist.

Sophie Scholl